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Sonntag, 7. Juni 2015
Eine Frage der Perspektive
kleineskamel, 14:11h
War dann immer häufiger vertreten im Chat. N Grund gab's nicht mehr, außer den mich zu profilieren. Hatte aber einiges geändert. War beim Hautarzt, kleidete mich besser, drückte mich auch besser in Gesprächen aus und wurde augenscheinlich offener. Hab dann noch in der Schule nen besseren Ruf gehabt und war plötzlich nicht nur für Wenige interessant. War halt nur komisch, dass ich zwar Dinge von mir erzählte, aber nie so richtig etwas preisgab. Hätte jemand gefragt „Wie isser denn so?“, die Leute hätten wohl gesagt „offen, ehrlich und n ganz Lieber“. Mann, die kannten mich wirklich nicht. Aber kannte mich ja selber nicht. Viel später meinte ich zu dem Charakter mal „angelernt extrovertiert“ und glaube, das traf es ganz gut. Offen war ich im Umgang allemal. Quatschte Leute an, ließ mich bequatschen, war plötzlich lauter und so was wie ne Stimmungskanone. Sich selbst siehste nur durch die Augen anderer. Wenn Du aber die Augen verschließt, nützt dir das nichts.
Im Chat war ich eher böse, arrogant und überheblich. Hab da meine dunkle Seite raus gekehrt und Leute verachtet für ihre Schwäche. Klar, wollte ja nichts mehr mit Schwächen zu tun haben. Und es gab noch ne Ebene, auf der ich nen anderen Charakter zeigte; in Gedichten und Geschichten, die ich schrieb. Gespaltene Persönlichkeit oder so, aber s gab mir n Gefühl von Sicherheit nach außen ne Wand zu haben, dann kam noch eine. Und wolltest Du zum Kern, musstest Du n Labyrinth durchqueren. Wer hätte sich schon die Mühe gemacht? Je mehr ich nach außen hin lernte mich zu verstellen, desto mehr änderten sich meine Texte. Da war Frust und Wut drin während ich ansonsten lustig und so unterwegs war. Hätte jemand gefragt, wie's mir geht, hätte ich „nicht schlecht“ gesagt.
Die Veränderung tat mir gut. War halt n Ventil. Glaubte dann auch auch, dass sich sogar meine Fähigkeiten verbessern. Taten sie auch, denn ich schrieb anders. Am Anfang hatte mein damaliger Deutschlehrer mal gemeint, ich hätte nen grauenvollen Ausdruck und nach m ersten Satz eines Aufsatzes wollte er den Text schon weglegen, weil mehr Fehler als Worte drin waren. Hatte aber auch gemeint, der Text hatte was, was ihn nicht losließ. Ich hörte natürlich nur „Fehler“ und ne Schwäche heraus und wollte lernen, besser zu sein. Weiß nicht wie, aber mein Ausdruck besserte sich vor allem im Chat und dann nach und nach in meinen Texten. War aber nur die Oberfläche. Was der Lehrer ja eigentlich meinte, war meine Art zu erzählen. Darauf hab ich aber nichts gegeben, zumindest noch nicht.
So änderte ich also meinen Ausdruck. Ich verbesserte meine Schreibweise. Ich achtete penibel darauf die Groß- und Kleinschreibung und richtige Interpunktion zu beachten und immer mehr begannen meine Texte an Form zu gewinnen, ohne dass ihr Inhalt geschmälert wurde. Es gab nur das Problem, dass mir der Inhalt zu diesem Zeitpunkt einfach nicht wichtig war. Ich begriff nicht oder wollte nicht begreifen, dass ich angefangen hatte eine, zumindest für mich, Variante zu entdecken, in der ich klar und deutlich meine Gefühle auszudrücken vermochte. Abermals musste diese Erkenntnis wesentlich später in mein Bewusstsein dringen. Vielleicht war aber noch nicht der richtige Zeitpunkt.
Dass ich nicht in der Lage bin, normal mit anderen zu reden, dass ich nicht vermag ehrlich zu ihnen zu sein, lag an der Mauer, die ich gebildet hatte. Diente sie am Anfang noch dem Selbstschutz, war sie später vielmehr ein Gefängnis. Andere gaben an der ersten Mauer nicht auf. Sie versuchten wirklich mich kennenzulernen. Sie überwanden auch die zweite Mauer, mit Mühe zwar, aber plötzlich standen sie am Labyrinth. Die Zeit war gekommen, dass auch ich mir Mühe gab. Ich hätte ihnen nur entgegenkommen müssen. Aber nein, ich wollte mich lieber in meinem Turm verstecken und worauf auch immer warten. So viele Leute meines späteren Lebens gaben mir die Möglichkeit mich selbst zu erkennen. Ich hatte tatsächlich die Chance, mich selbst durch ihre Augen zu erkennen. Aber ich wollte einfach noch nicht, dass sie die Augen für mich öffnen.
Im Chat war ich eher böse, arrogant und überheblich. Hab da meine dunkle Seite raus gekehrt und Leute verachtet für ihre Schwäche. Klar, wollte ja nichts mehr mit Schwächen zu tun haben. Und es gab noch ne Ebene, auf der ich nen anderen Charakter zeigte; in Gedichten und Geschichten, die ich schrieb. Gespaltene Persönlichkeit oder so, aber s gab mir n Gefühl von Sicherheit nach außen ne Wand zu haben, dann kam noch eine. Und wolltest Du zum Kern, musstest Du n Labyrinth durchqueren. Wer hätte sich schon die Mühe gemacht? Je mehr ich nach außen hin lernte mich zu verstellen, desto mehr änderten sich meine Texte. Da war Frust und Wut drin während ich ansonsten lustig und so unterwegs war. Hätte jemand gefragt, wie's mir geht, hätte ich „nicht schlecht“ gesagt.
Die Veränderung tat mir gut. War halt n Ventil. Glaubte dann auch auch, dass sich sogar meine Fähigkeiten verbessern. Taten sie auch, denn ich schrieb anders. Am Anfang hatte mein damaliger Deutschlehrer mal gemeint, ich hätte nen grauenvollen Ausdruck und nach m ersten Satz eines Aufsatzes wollte er den Text schon weglegen, weil mehr Fehler als Worte drin waren. Hatte aber auch gemeint, der Text hatte was, was ihn nicht losließ. Ich hörte natürlich nur „Fehler“ und ne Schwäche heraus und wollte lernen, besser zu sein. Weiß nicht wie, aber mein Ausdruck besserte sich vor allem im Chat und dann nach und nach in meinen Texten. War aber nur die Oberfläche. Was der Lehrer ja eigentlich meinte, war meine Art zu erzählen. Darauf hab ich aber nichts gegeben, zumindest noch nicht.
So änderte ich also meinen Ausdruck. Ich verbesserte meine Schreibweise. Ich achtete penibel darauf die Groß- und Kleinschreibung und richtige Interpunktion zu beachten und immer mehr begannen meine Texte an Form zu gewinnen, ohne dass ihr Inhalt geschmälert wurde. Es gab nur das Problem, dass mir der Inhalt zu diesem Zeitpunkt einfach nicht wichtig war. Ich begriff nicht oder wollte nicht begreifen, dass ich angefangen hatte eine, zumindest für mich, Variante zu entdecken, in der ich klar und deutlich meine Gefühle auszudrücken vermochte. Abermals musste diese Erkenntnis wesentlich später in mein Bewusstsein dringen. Vielleicht war aber noch nicht der richtige Zeitpunkt.
Dass ich nicht in der Lage bin, normal mit anderen zu reden, dass ich nicht vermag ehrlich zu ihnen zu sein, lag an der Mauer, die ich gebildet hatte. Diente sie am Anfang noch dem Selbstschutz, war sie später vielmehr ein Gefängnis. Andere gaben an der ersten Mauer nicht auf. Sie versuchten wirklich mich kennenzulernen. Sie überwanden auch die zweite Mauer, mit Mühe zwar, aber plötzlich standen sie am Labyrinth. Die Zeit war gekommen, dass auch ich mir Mühe gab. Ich hätte ihnen nur entgegenkommen müssen. Aber nein, ich wollte mich lieber in meinem Turm verstecken und worauf auch immer warten. So viele Leute meines späteren Lebens gaben mir die Möglichkeit mich selbst zu erkennen. Ich hatte tatsächlich die Chance, mich selbst durch ihre Augen zu erkennen. Aber ich wollte einfach noch nicht, dass sie die Augen für mich öffnen.
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