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Donnerstag, 25. Juni 2015
Abstand mehrt Distanz
kleineskamel, 20:02h
Abstand mehrt Distanz. Dabei ist egal, ob er räumlicher oder geistiger Natur ist. Ich sehe Unterschiede darin, ob wir diesen Abstand selber herbeiführen oder äußere Umstände uns dazu zwingen. Gerade auf der geistigen Ebene ist wohl ersteres der häufigere Grund. Da geht man plötzlich nach der Trennung viel häufiger aus, trifft immer mehr Personen und bezeichnet es als Ablenkung. Offenbar hat sich dieses Verhalten so sehr in unser soziales Umfeld integriert, dass genau aufgrund dieser Verinnerlichung auch Freunde stets diesen Tipp geben: „Geh aus, lenk dich ab. Unternimm einfach etwas.“ Man mag selber nie der Typ dafür gewesen sein, aber etwas führt uns dennoch dazu diesem Ratschlag zu folgen. Wie oft hat dieser Ratschlag dir geholfen?
Ich war häufig aus, bin oft in andere Städte gefahren. Die Eindrücke, die ich mitgenommen hatte, haben mir geholfen. Aber nicht über das Problem hinweg. Sie halfen mir meinen Charakter weiterzuentwickeln. Diese Weiterentwicklung hat erst nach und nach dazu geführt, dass das Problem verschwand. Noch war es zu früh, aber ich begann meine Sorgen nicht mehr nur zu verdrängen. Ich musste nicht mit anderen reden, ich musste nicht Spaß haben, um mich abzulenken. Ich musste mich selbst kennenlernen und erfahren, was mich überhaupt in diese Situation brachte. Warum vergesse ich diese Erkenntnis nur immer wieder?
Es ist schwierig den emotionalen Hintergrund von damals zu rekapitulieren. Ich kann ihn nur aus meiner heutigen Sicht wiedergeben und Schlüsse aus meinem Verhalten ziehen. Ich versuche Erklärungen für meinen jetzigen Charakter zu finden und ahne, dass ich den Punkt verpasst habe, meine Entwicklung selbst zu steuern. Ich hatte Erkenntnisse, die mich nicht unbedingt zu einem besseren Menschen gemacht hätten, aber definitiv einem erwachseneren. Nun stehe ich da und fühle mich so häufig wie ein Kind: überfordert von dem, was mein Umfeld von mir will und zu sehr auf mich fixiert, als dass ich versuchen würde etwas zu ändern. Aber auch die Neugier eines Kindes steckt in mir. Eine Neugier, die ich im jungen Alter nicht hatte. Früher wollte ich beobachten, aber nichts daraus lernen. Und lange Zeit wusste ich auch: ich bin gut im Beobachten, aber ich verstehe nichts.
So vergingen die Jahre und Menschen kamen und gingen. Mein Umfeld änderte sich. Ich zog von einer Wohnung in eine andere, hatte einen Job und dann den nächsten. Und erst nach all diesen Jahren wollte ich wissen, wer ich bin.
Nicht wenige suchen Abstand zu ihren Problemen und schaffen eine räumliche oder geistige Distanz, weil sie denken, es würde ihnen helfen das Problem zu verarbeiten. Es beschleunigt aber vielleicht nur den Verdrängungsprozess desselben. Lange Zeit dachte ich, dass diese Distanzierung eine unausweichliche Konsequenz ist. Dass man auch mit viel Mühe daran scheitern wird zwischen zwei ehemaligen Partnern eine Freundschaft aufzubauen. Dass man erst mit einer neuen Tätigkeit den alten Job und all die Sorgen dort vergisst. Dass man verreisen müsste, um sich von seinem direkten Umfeld zu erholen. Ich erkannte nur eine negative Bedeutung: Abstand mehrt Distanz.
Aber ohne diese Distanz könnte ich heute nichts aufarbeiten.
Ich war häufig aus, bin oft in andere Städte gefahren. Die Eindrücke, die ich mitgenommen hatte, haben mir geholfen. Aber nicht über das Problem hinweg. Sie halfen mir meinen Charakter weiterzuentwickeln. Diese Weiterentwicklung hat erst nach und nach dazu geführt, dass das Problem verschwand. Noch war es zu früh, aber ich begann meine Sorgen nicht mehr nur zu verdrängen. Ich musste nicht mit anderen reden, ich musste nicht Spaß haben, um mich abzulenken. Ich musste mich selbst kennenlernen und erfahren, was mich überhaupt in diese Situation brachte. Warum vergesse ich diese Erkenntnis nur immer wieder?
Es ist schwierig den emotionalen Hintergrund von damals zu rekapitulieren. Ich kann ihn nur aus meiner heutigen Sicht wiedergeben und Schlüsse aus meinem Verhalten ziehen. Ich versuche Erklärungen für meinen jetzigen Charakter zu finden und ahne, dass ich den Punkt verpasst habe, meine Entwicklung selbst zu steuern. Ich hatte Erkenntnisse, die mich nicht unbedingt zu einem besseren Menschen gemacht hätten, aber definitiv einem erwachseneren. Nun stehe ich da und fühle mich so häufig wie ein Kind: überfordert von dem, was mein Umfeld von mir will und zu sehr auf mich fixiert, als dass ich versuchen würde etwas zu ändern. Aber auch die Neugier eines Kindes steckt in mir. Eine Neugier, die ich im jungen Alter nicht hatte. Früher wollte ich beobachten, aber nichts daraus lernen. Und lange Zeit wusste ich auch: ich bin gut im Beobachten, aber ich verstehe nichts.
So vergingen die Jahre und Menschen kamen und gingen. Mein Umfeld änderte sich. Ich zog von einer Wohnung in eine andere, hatte einen Job und dann den nächsten. Und erst nach all diesen Jahren wollte ich wissen, wer ich bin.
Nicht wenige suchen Abstand zu ihren Problemen und schaffen eine räumliche oder geistige Distanz, weil sie denken, es würde ihnen helfen das Problem zu verarbeiten. Es beschleunigt aber vielleicht nur den Verdrängungsprozess desselben. Lange Zeit dachte ich, dass diese Distanzierung eine unausweichliche Konsequenz ist. Dass man auch mit viel Mühe daran scheitern wird zwischen zwei ehemaligen Partnern eine Freundschaft aufzubauen. Dass man erst mit einer neuen Tätigkeit den alten Job und all die Sorgen dort vergisst. Dass man verreisen müsste, um sich von seinem direkten Umfeld zu erholen. Ich erkannte nur eine negative Bedeutung: Abstand mehrt Distanz.
Aber ohne diese Distanz könnte ich heute nichts aufarbeiten.
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